Barrierefreie Website Pflicht 2025 – alles, was Sie jetzt wissen müssen
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Key Takeaways
- *28. Juni 2025* ist die rechtlich bindende Deadline für barrierefreie Websites nach BFSG.
- WCAG 2.2 dient als technischer Gold-Standard – Nichteinhaltung kann Bußgelder bis 100 000 € verursachen.
- Vier Phasen führen zur Konformität: Strategie, Design & Entwicklung, Content, Deployment.
- Automatisierte *und* manuelle Tests sind Pflicht, um echte Zugänglichkeit zu gewährleisten.
- Eine barrierefreie Präsenz steigert Reichweite, Umsatz und Markenimage.
Inhaltsverzeichnis
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025 & EU Accessibility Act: Rechtsgrundlagen
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025 (BFSG) setzt den *EU Accessibility Act* in deutsches Recht um. Beschlossen 2021, wird es am 28. Juni 2025 endgültig wirksam. Ziel: Digitale Barrierefreiheit als verbindlicher Standard für Produkte und Dienstleistungen.
Betroffene digitale Touchpoints:
- Online-Shops und E-Commerce-Check-out-Strecken
- Buchungs- und Zahlungsprozesse, inklusive In-App-Käufe
- PDF-Formulare, Vertragsunterlagen und Rechnungen
- Mobile Apps, Progressive Web Apps und Self-Service-Portale
Rechtliche Verzahnung:
- Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) – ergänzt Vorgaben für öffentliche Stellen
- UN-Behindertenrechtskonvention – verpflichtet Staaten, digitale Teilhabe zu sichern
- DSGVO – Barrierefreiheit greift auch auf Cookie-Banner, Consent-Layer & Co.
Pflichten gelten für:
- Private Unternehmen (B2C *und* B2B) mit Produkten oder Services, die online kauf- oder buchbar sind
- Öffentliche Einrichtungen, Kommunen, Hochschulen (teilweise kürzere Übergangsfristen)
Wer nicht konform ist, kann ab 2025 von Marktaufsichtsbehörden sanktioniert oder von Wettbewerbern abgemahnt werden.
Lesetipp: unsere Analyse zu KI-Potenzialen im Mittelstand.
BFSG Website Anforderungen im Detail
Die BFSG Website Anforderungen definieren exakt, was ab Juni gilt. Wir konzentrieren uns auf vier Pflicht-Cluster.
- Pflichtseiten
- Startseite, Produkt- & Kategorieseiten
- Warenkorb & Check-out mit Zahlungsfunktion
- Kundensupport, Kontaktformulare, Chat-Widgets
- Dokumentationspflicht
- Barrierefreiheitserklärung nach EN 301 549 in klarer Sprache
- Öffentlich zugänglich verlinkt in Header oder Footer
- Nachweispflicht
- Audit-Berichte (Intervall: jährlich empfohlen)
- Kontinuierliches Monitoring mit KPIs wie „Anteil konformer Seiten“
- Übergangsfristen
- Neue Inhalte: sofort ab 28. Juni 2025
- Alt-Content: späteste Nachrüstung bis 30. Juni 2030
Bußgelder & Abmahnrisiko: Verstöße können bis zu 100 000 € Strafe nach sich ziehen.
WCAG 2.2 Deutschland 2025 – welche Kriterien muss Ihre Seite erfüllen?
Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) in Version 2.2 sind der technische Maßstab für Barrierefreiheit. Sie basieren auf vier Prinzipien (POUR):
- Perceivable – Wahrnehmbar: Inhalte müssen für alle Sinne erfassbar sein.
- Operable – Bedienbar: Navigation und UI funktionieren ohne Maus.
- Understandable – Verständlich: Konsistente Sprache und erwartbare Abläufe.
- Robust: Code funktioniert mit unterschiedlichen Geräten und Hilfstechnologien.
Relevante Neuerungen in WCAG 2.2:
- 2.4.13 Fixed Reference Points – E-Book-ähnliche Seiten brauchen feste Anker für Screenreader.
- 3.2.6 Consistent Help – Hilfe-Funktionen (Chat, Hotline) müssen an jedem Schritt erreichbar sein.
Konkrete Maßnahmen für Ihre Entwickler:
- Tastaturfreundlichkeit
- Skip-Links an Anfang jeder Seite
- Fokus-Indikator ≥ 2 px
- Kontrastoptimierung
- Text-zu-Hintergrund ≥ 4,5 : 1
- Icons ≥ 3 : 1
- Semantisches HTML & ARIA
- <nav>, <main>, <button> korrekt einsetzen
- ARIA-Labels für dynamische Komponenten
- DSGVO-Brücke
- Cookie-Banner barrierefrei (fokusfähig, ARIA-Modal, leicht schließbar) – weitere Hinweise zur DSGVO und digitalen Transformation im Mittelstand
Schritt-für-Schritt-Plan: Website Barrierefreiheit umsetzen
Wir empfehlen einen Vier-Phasen-Ansatz, um Website Barrierefreiheit umzusetzen – planbar und budgettreu.
Phase 1: Strategie
Setzen Sie auf einen *Accessibility-First*-Ansatz. Stakeholder-Kick-off, Zieldefinition und Risikoanalyse gehören in Woche 1. Legen Sie Budget, Verantwortlichkeiten und einen realistischen Zeitplan fest. Detaillierte Roadmap- und Strategie-Tipps
Phase 2: Design & Entwicklung
- Responsives Layout mit Breakpoints bereits im Wireframe berücksichtigen.
- Grundschriftgrößen ab 16 px, Zeilenabstand ≥ 1,5-fach.
- Sauberes, semantisches HTML – keine verschachtelten <div>-Monster.
- ARIA-Rollen für komplexe Widgets (Tabs, Akkordeon, Slider). KI-Chatbot-Integration im Frontend
Phase 3: Content-Produktion
- Alt-Texte für alle Bilder, inkl. Funktionsgrafiken.
- Untertitel & Gebärdensprache in Videos.
- Leichte Sprache oder zumindest klare Sprache für Kernseiten.
- PDFs als HTML-Alternativen oder PDF/UA-konform aufbereiten.
Phase 4: Deployment & Dokumentation
- Automatisierte CI/CD-Checks (axe-CLI, Pa11y).
- Barrierefreiheitserklärung veröffentlichen und versionieren.
- Änderungsprotokoll („Changelog“) offenlegen.
Nützliche Tools:
- Colour Contrast Analyser (Desktop & Chrome-Extension)
- ARIA Authoring Practices Guide
- Screenreader: NVDA (Windows), VoiceOver (macOS)
Barrierefreiheit prüfen – so geht’s
Ein Barrierefreiheit Check Website kombiniert automatisierte Tests mit manuellen Prüfungen.
Automatisierte Checks
- WAVE – Browser-Plug-in: schnelle Visualisierung von Fehlern.
- axe: CLI-Tool für CI-Pipelines.
- Lighthouse (Chrome DevTools): Performance + Accessibility Score.
Manuelle Prüfungen
- Tastaturnavigation (Tab, Shift+Tab, Enter, Esc).
- Screenreader-Tests mit NVDA oder JAWS.
- Farbsinn-Simulationen (z. B. Coblis Tool).
Web Accessibility Audit Deutschland – Ablauf
- Planung & Scope-Definition
- Sampling repräsentativer Seiten
- Testing gemäß WCAG 2.2 AA
- Detailliertes Reporting mit Issue-Tracker
- Regressionstest nach Bugfixes
Echte Nutzer einbinden: Tests mit Menschen mit Seh-, Hör- oder Motorikeinschränkungen decken Probleme auf, die Tools niemals finden.
Barrierefreie Website erstellen lassen: Wann lohnt sich eine Spezialagentur?
Nicht jedes Unternehmen hat Accessibility-Know-how in-house. Eine barrierefreie Website erstellen lassen spart Zeit und minimiert Rechtsrisiken.
Auswahlkriterien
- IAAP-Zertifizierte Experten (CPACC, WAS, CPWA)
- Nachweisliche Referenzen in Ihrer Branche
- Eigenes Testlabor mit Screenreader-Set-ups
- Beratung zu DSGVO & Performance gleich mitgedacht – ideal auch für KI-gestützte Services
Typischer Projektplan
Phase | Dauer |
---|---|
Kick-off & Anforderungsanalyse | 1–2 Wochen |
UX/UI-Design | 2–4 Wochen |
Entwicklung | 4–8 Wochen |
Audit & Abnahme | 2 Wochen |
Budgetspanne
- Kleine Corporate-Site: 5 000 – 10 000 €
- Mittelgroßer Online-Shop: 20 000 – 60 000 €
Vertragliche Punkte
- SLA für laufende Updates (WCAG-Änderungen)
- Haftung & Garantien für BFSG-Konformität
Praxisbeispiele & Use-Cases
Öffentlicher Sektor
Das Bundesministerium X relaunchte 2023. Durch frühe Usability-Tests mit sehbehinderten Nutzern erreichte die Seite WCAG AA-Konformität. Ergebnis: 20 % weniger Support-Anfragen zu Download-Problemen.
Privatwirtschaft
Ein mittelständischer Online-Shop machte den Check-out barrierefrei. Nach sechs Monaten stieg der Umsatz um 7 %, Abbruchraten sanken um 12 %. Gleichzeitig eliminierte das Unternehmen das Abmahnrisiko. Lesen Sie mehr über digitale Erfolgsstrategien im Mittelstand.
Erfolgsfaktoren
- Top-Down-Commitment der Geschäftsführung
- Schulung von Autoren & Entwicklern
- Jährliche Audits und Monitoring
Zusammenfassung & Handlungsempfehlungen
Quick-Win-Checkliste
- Kontraste per Tool prüfen und nachbessern
- Alt-Texte für alle Medien ergänzen
- Tastaturnavigation auf jeder Seite testen
- Barrierefreiheitserklärung online stellen
Langfristig
- Kontinuierliches Monitoring einplanen
- Jährliches Web Accessibility Audit Deutschland budgetieren
- Verantwortlichkeiten (Accessibility Owner) definieren
Handeln Sie jetzt: Starten Sie Ihren Barrierefreiheit Check Website oder lassen Sie gleich eine barrierefreie Website erstellen. Wir unterstützen Sie gern.
FAQ
Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025?
Das *Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025* setzt den EU Accessibility Act in deutsches Recht um und verpflichtet private sowie öffentliche Stellen, ab 28. Juni 2025 barrierefreie digitale Angebote bereitzustellen.
Welche Frist gilt für bestehende Inhalte?
Die *barrierefreie Website Pflicht Juni 2025* betrifft neue Inhalte sofort. Alle bereits veröffentlichten Inhalte müssen bis spätestens 30. Juni 2030 nachgerüstet werden.
Müssen kleine Unternehmen auch WCAG 2.2 erfüllen?
Ja. Die Vorgaben für *WCAG 2.2 Deutschland 2025* gelten unabhängig von Unternehmensgröße, sofern digitale Produkte oder Services konsumierbar sind.
Wie läuft ein Accessibility-Audit ab?
Ein *Web Accessibility Audit Deutschland* durchläuft fünf Schritte: Scope, Sampling, Testing, Reporting und Regressionstest – begleitet von zertifizierten Auditoren und echten Nutzern.
Glossar
- WCAG – Web Content Accessibility Guidelines, internationaler Standard für Barrierefreiheit.
- ARIA – Accessible Rich Internet Applications, HTML-Attribute für Screenreader.
- EN 301 549 – Europäische Norm, die Anforderungen an barrierefreie IKT definiert.
Infografik „Timeline bis 2025/2030“ mit Alt-Text „Zeitstrahl Barrierefreiheit: 2021 Verabschiedung BFSG – 2025 Pflicht für neue Inhalte – 2030 Pflicht für Alt-Content“.
Erklärvideo (1:30 min) – Untertitel + Audiodeskription vorhanden.
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